Fr 11. Feb 2000 - 20:30 - GEMS
Akosh S. Unit
Wovon reden wir eigentlich, wenn wir über Jazz sprechen? Von einer improvisierten Musik, deren Tradition in durchgehender Schule von Jelly Roll Morton bis zu den Jungen Wilden unserer Tage reicht? Von einer Kunst, die langes Training und breite Kenntnisse der Genre-Geschichte voraussetzen? Oder von einer Musik, die, auf alltäglichen Erfahrungen basierend, auf der Strasse liegt und die jeder aufgreifen kann, der nur die nötige Leidenschaft dafür mitbringt?
Die Gruppe des hungarofranzösischen Saxophonisten Akosh Szelevenyi steht unbestritten für die letzte Auffassung. Ihre Musik ist eine wilde Mixtur von Jazz, Punk, Estradenmusik, arabischer Folklore und Balkan-Klängen Die einzelnen Elemente verlaufen ineinander, ohne klare Schnittmengen zu ergeben. Die *Akosh S. Unit* ist eine Gruppe, die den Begriff 'Ausdruck' wörtlich nimmt. Seit 13 Jahren lebt der Multiinstrumentalist Akosh S., dessen Hauptinstrumente Bassklarinette, Tenor-, Sopransaxophon und Flöten sind, in Paris. Dort hat sich der ungarische Emigrant jahrelang in Cafe- und Strassenbands ohne Papiere durchs Leben geschlagen.
Später hat er die durch seine ethnischen Wurzeln und die Unterhaltungsmusik erworbene 'street credibility' in einen rauhen, düsteren Jazz übersetzt, der in Europa seinesgleichen sucht. Tänzerische Formen von Mazurkas brechen sich Bahn neben harmonischen Kühnheiten, die an Bartok erinnern, fokussieren in afrikanischen Trommelrhythmen und von indischer Musik inspirierten Melodien. Auf traditionellen Instrumenten repetierte Motive reflektieren Beschwörungsformeln, über die expressive Schreie des Saxophons an die rufe Coltranes, Aylers und Shepps nach 'freedom' erinnern.
"Die CDs *Imafa* und *Eletter* (Polygram/Barclay) sind ein faszinierendes Gebräu aus insistierender Rhythmik - am Bass Philippe Foch und am Schlagzeug Bernard Malandain - , dem fernen Gedächtnis an archaisches Pusztasentiment und expressiver Jazzimprovisation, versehen mit einem verbalen Misstrauensantrag an politisch-ideologische Heilsversprechungen, hinter denen sich immer nur der alte Dreck verbirgt - ein absoluter Glücksfall, ein absolutes Muss." (Jazzpodium)
Wenn Akosh S. Unit in Paris auftreten, ist der Teufel los. "Es ist die Hölle, die Leute tanzen auf den Tischen", erzählt der vierte Mann im Bunde, der Geiger und Saxophonist Joe Doherty begeistert. Und nun für Sie in Singen.
In Zusammenarbeit mit 'Bureau Musique Allemagne'