Do 10. Juni 2021 - 20:30 - GEMS abgesagt / verschoben auf 26.8.2022
Johannes Enders Quartett
Der deutsche Saxophonist Johannes Enders hat ein Faible für körpereigene Substanzen, besonders wenn es um die Musik geht: 2011 veröffentlichte er mit *Billy Rubin* ein erstes Meisterwerk, drei Jahre später bestätigte er dessen Klasse mit *Mellowtonin*. Im Jahr 2018 folgt - unverschlüsselt - *Endorphin* (alle auf Enja/Yellowbird). Was der Öffentlichkeit damals nicht bekannt war, ist der Umstand, dass vor allem der erste Titel auf Enders' mitunter kritischen Gesundheitszustand anspielte. Folgt man diesem Gedanken, ist nunmehr Entwarnung angesagt, werden doch die Endorphine zu den sogenannten Glückshormonen gezählt.
Enders' Glück teilen der schweizer Pianist Jean-Paul Brodbeck, ein alter Vertrauter des Leaders, der seit Anfang an dabei ist, sowie der britische Bassist Phil Donkin und der amerikanische Schlagzeuger Howard Curtis. Das Quartett agiert trotz einiger Umbesetzungen im Laufe der Jahre nach wie vor traumwandlerisch sicher.
Die Songs stammen wie immer ausnahmslos von Johannes Enders, der seinem Ruf als grosser Melodiker gerecht wird. Er fällt durch seine Abgeklärtheit auf, die keinem etwas zu beweisen braucht. Die innere Ruhe, die aus der Musik spricht, wird von allen vier Protagonisten getragen und ist doch nirgends spür- ja erlebbarer als bei Enders luftig weichem Ansatz. Dies bedeutet nicht, dass das ganze Album in kontemplativer Sanglichkeit verharren würde. Neben den lyrisch verschatteten Weisen gibt es durchaus auch lebhafte, gar humorvolle Momente, die alle mit derselben gewachsenen Grandezza dargeboten werden.
Das Schweizer Jazzmagazin Jazz'n'More vergab für dieses Album 5 Sterne und obendrauf noch einen besonderen 'Tipp'-Hinweis. "Was Tenorsaxophone erzählen können, ist bereits vielfach beschrieben worden. Johannes Enders eröffnet für dieses Metier noch einmal eine neue Dimension. Seine Erzählweise ist frisch, fein, spielerisch und doch kein bisschen bedeutungslos. Auf seiner CD macht er den Hörer mal wieder mit seiner ganz eigenen Musiksprache bekannt." (AboutJazz)