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Fr 24. Nov 1995 - 20:30 - GEMS

Misha Mengelberg *ICP Orchestra*

Misha Mengelberg (Piano), Michael Moore (Sax/Cl), Ab Baars (Sax/Cl), Wolters Wierbos (Posaune), Thomas Heberer (Trompete), Ernst Reijseger (Cello), Ernst Glerum (Bass), Han Bennink (Drums)

Der holländische Pianist Misha Mengelberg, geboren 1935, hat sich im Laufe seiner Entwicklung mit allen möglichen Spielweisen auseinandergesetzt. Jeder seiner Auftritte ist die Summe seiner Erfahrungen. Er weiss das Spannungsfeld von individueller Freiheit und kollektiver Gestaltung auf immer neue Art und Weise zu gestalten. Dabei kommt er der Idee greifbar nahe, das intellektuell Fordernde mit der alten Sinnlichkeit des Jazz zu versöhnen. Akademismusverdächtig ist Mengelberg keinesfalls. Dafür spricht aus seiner Musik zu deutlich ein feiner Humor, der die Plattheiten meidet, wie er auch das vordergründige Klischee listig umspielt.

Die Musik von Misha Mengelbergs *Instant Composers Pool*, der seit seiner Gründung als offenes Forum, als Laboratorium für improvisierte Musik angelegt war, ist dem spontanen Augenblicksentwurf genauso verbunden wie der kalkulierten Form und dem ausgefeilten Arrangement und fordert ihren Platz irgendwo entlang jener Linie ein, die die Genres und Stile, Haltungen und Absichten voneinander trennen. Unterspült von einem Strom immer fliessender Ironie, die bereit ist, alles in Frage zu stellen, verbinden sich hier lyrische Phantasie und geschärter Intellekt auf nahezu ideale Weise.

Hommage oder Persiflage? Verneigung vor der Tradition oder Neuerfindung ihrer Vergangenheit? Die Grenzen sind hier fliessend. Gleichermassen unschart lassen Mengelberg und der ICP, zu dem alte Bekannte wie Han Bennink, Ernst Reijseger und Michael Moore gehören, die Trennlinie zwischen Jazz-Feeling und kammermusikalischer Raffinesse erscheinen: Produktive Desorientierung als Strategie!