Fr 28. Feb 1997 - 20:30 - GEMS
Irène Schweizer & Pierre Favre
Würde die in Schaffhausen geborene Pianistin Irène Schweizer so oft gehört, wie sie gepriesen wird - die Schweizer Musik (wenn es denn so etwas gibt) wäre um ein paar entscheidende Kunsterlebnisse reicher. So können wir nur hoffen, dass eines fernen Tages der Ruhm dieser erstaunlichen Pianistin und Komponistin auch jene erreicht, die nicht gerade zum innersten Kreis gehören.
In letzter Zeit ist bei der Powerfrau Schweizer (so will sie das Klischee haben) doch eine schöne neue Entspanntheit festzustellen. Auch von ihr selbst: "Leistung zeigen, Ellbogen brauchen, ganz viele Töne ganz laut in ganz kurzer Zeit spielen, das interessiert mich nicht mehr. Heute versuche ich meinen Stücken mehr Raum zu geben, sie atmen zu lassen. Die Leute werden meine Musik konventioneller nennen, aber vielleicht ist sie nur reifer geworden. Ich liebe das Klare, Transparente, Durchsichtige, Schnörkellose. Alles, was ich anfasse, ist etwas ruhiger geworden. Die Kunst des Auslassens der Töne, die strebe ich an. Weniger Töne, mehr Musik."
Trotzdem sollte sich niemand auf irgenwelchen restaurativen Traditions-Groove einstellen. Schweizer ist Schweizer ist Schweizer. Nun kommt sie zum erstenmal nach Singen und zwar mit ihrem langjährigen musikalischen Partner dem Schweizer Schlagzeuger und Multipercussionsiten Pierre Favre, der einer der herausragenden Musiker und Konzeptionalisten der europäischen Jazzszene ist. Er ist ausserdem einer von fünf Drummern, mit denen Irene Schweizer jeweils eine CD eingespielt hat. Wir hoffen in Zukunft auch noch andere Duos z.B. mit Han Bennink vorstellen zu können.
Die Zeitschrift Jazzthetik schreibt über ihre CD mit Pierre Favre: "Ein überzeugendes Prachtstück wilder und energievoll entfesselter Kommunikation von Meistern der Improvisation... und so entwickelt sich zwischen dem poetisch-sensibel spielenden Herrn und der entfesselten Dame jene energisch treibende Zwiesprache, zugleich intim und radikal, die so schön über den Rücken saust und am Trommelfell nagt." Die beiden Musiker werden im Gemssaal rein akustisch spielen.