Do 26. Apr 2007 - 20:30 - GEMS
Aki Takase *plays Fats Waller*
Nichts Neues im Jazz? Mag ja sein, dass es eine Avantgarde im militärischen Sinne von Vorkämpfern, denen das Fussvolk in gebührendem Abstand folgt, nie mehr geben wird. Aber die grossen Individualisten, die in Personalunion von Schöpfer un Interpret die Aura des Jazz immer bestimmt haben wie in keinem anderen Musikgenre, sind noch da. Und wenn sie in Hochform spielen sind sie unwiderstehlich – und einmalig.
Z.B. die Pianistin Aki Takase, die immer dann ihren bizarren Humor am besten inszenieren kann, wenn sie sich grosse Partner aussucht und sich an den möglichst bekannten Themen anderer Leute - z.B. Fats Waller – reibt. Hierfür erhielt sie den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2004. Sie ist eine sprühende Pianistin und Komponistin, die es gekonnt versteht, nicht bei einer Hommage stehen zu bleiben, sondern etwas Eigenes, Einmaliges und komplett Neues daraus zu machen. Sie ist zugleich eine der phantasievollsten Patchwork-Musikerinnen der zeitgenössischen Szene. Sie integriert, zitiert, verfremdet, klaut und klebt zusammen, was kaum zusammen gehört, und das gelingt ihr mit einer raffinierten Leichtigkeit, die den musikalischen Flickenteppich, der dabei herauskommt, zum faszinierenden Hörerlebnis macht.
Vom pianistischen Harlem-Rag über rasante Bebop-Läufe und Modern Jazz-inspierierte Ensemble-Arbeit bis zu ruhigen, moderat modernen 'Intermezzi' am Piano solo spannt sie den Bogen, ohne dass sie mit diesem farbigen Stilmix jemals einbricht. Titel wie *Ain't Misbehavin* oder *Lookin' Good, But Feelin' Bad* gehören ebenso zu der Hommage an einen Künstler, der mit Witz und immer gutgelaunt sich der Schlager seiner Zeit angenommen hat, wie *Tintenfisch in Wien* und *Kauf dir einen bunten Luftballon*.
Erstklassige Musiker unterstützen die Takase dabei: Eugene Chabourne (Gitarre, Banjo und Gesang), Rudi Mahall (Bassklarinette), Nils Wogram (Posaune) und der alte Haudegen Paul Lovens (Schlagzeug). Sie veranstalten ein Feuerwerk der Musik, des Spasses und der Auseinandersetzung mit Fats Waller.