Fr 6. Juli 2007 - 20:30 - GEMS
David Krakauer *Klezmer Madness*
Wir alle haben längst herausgefunden, dass Klezmer einen entscheidenden Einfluss auf unser Musikverständnis hat, und gelernt diese Musik zu lieben. Und doch gelingt es uns selten nachzuvollziehen, welche Verzückung der Tanz der Klarinette bei jenen auslöst, die unmittelbar Teil an der jüdischen Kultur haben. Es sei denn, David Krakauer spielt auf. Er ist der Derwisch, der die bislang überzeugendste Mischung von Klezmer, Punk, Jazz und allen anderen uns täglich umgebenden Musikrichtungen gefunden hat. Die Ursache ist ganz einfach. Krakauer hat nie den Versuch unternommen, Klezmer in eine der genannten Richtungen zu verbiegen. Mit Feingefühl reichert er an, wo andere fusionieren.
Auf seiner letzten CD *Bubbemeises – Lies my Gramma told me* (Label Bleu) geht er nun in Sachen Wildheit, Ekstase und Entfesselung noch ein Stück weiter als man von ihm bereits gewohnt ist und fügt noch eine gehörige Prise HipHop bei und zwar in Person des abenteuerlustigsten Pioniers in dieser Hinsicht, dem New Yorker DJ Socalled und so gibt es immer wieder Momente, in denen Bar-Mizwa und Basketball-Korb miteinander zauberhaft enttaumeln. Sein Klarinettenfeuer auf den schneidend scharfen Gitarrenriffs von Sheryl Bailey, den dicht geknüpften Akkordeon-Teppichen seines treuen Gefolgsmannes Will Holshouser und den gewollt holperigen Beats des stets abenteuerlustigen Schlagzeugers Michael Sarin und der Bassistin Nicki Parrott sind Schwindel erregend. Beim Spielen überkommt alle geradezu eine diabolische Lust, die sie ungefiltert an den Hörer weitergeben.
"Krakauer reisst uns hinab in einen Strudel, in den wir immer und immer wieder freiwillig hinein wollen. Er steht nicht nur in spielerischer Hinsicht, sondern auch als Visionär allein auf weiter Flur." (Jazzthetik)