Do 26. Apr 2012 - 20:30 - GEMS
Céline Bonacina Trio
Wer der französischen Saxophonistin Céline Bonacina persönlich begegnet, mag kaum glauben, welch wundersame Energie in ihr steckt. Fast so gross wie sie selbst ist ihr Lieblingsinstrument, das Baritonsaxophon. Wer jedoch allein schon die ersten Takte ihrer zweiten CD Way Of Life, der ersten beim Act-Label, hört, wird förmlich überrollt von einer saft- und kraftstrotzenden Musik, satt, stark, robust, funky. Das gilt auch für ihre Live-Auftritte.
In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre spezialisierte sie sich in Pariser Big Bands neben dem Sopran- und Altsaxophon mehr und mehr auf das Baritonsaxophon, ein Instrument, das nur von wenigen Frauen gespielt wird. Eins der Stücke auf ihrer CD Free Women ist durchaus programmatisch betitelt. Sie wirkte mit im Orchestre National de Jazz, spielte mit Henri Texier, Omar Sosa, Laurent Wilde und Andy Sheppard. Nach etlichen Lehr- und Wanderjahren, von denen sie u.a. sieben auf der Île de la Réunion im indischen Ozean verbrachte, ist sie mit Recht von erkennbarem musikalischem Selbstbewusstsein erfüllt. Eines der renommiertesten französischen Festivals, Jazz à Vienne, wählte sie im Jahr 2009 zum Sieger der festivaleigenen Jazz Competition und belohnte sie mit einem Festivalauftritt im Jahr 2010 und der Produktion des neuen Albums.
Ihr aktuelles Trio mit dem Jazzrock-geprägten Nicolas Garnier am E-Bass (beim JazzClub-Konzert: Romain Labaille) und dem auf Réunion lebenden madagassischen Schlagzeuger Hary Ratsimbazafy bietet komplexe Musik von zugleich emotional zupackender Lebenskraft. Bei aller diziplinierten Intelligenz und technischen Virtuosität stehen Groove, Spielfreude und Entdeckerlust nirgends hintan, sondern entfalten sich in mehr und mehr die Freiheit erschliessenden Strukturen vom kräftig groovenden Zig Zag Blues über ein entschlossenes Wake up, das afrikanisch inspirierte Ekena zum zeitgemässen Statement einer Free Woman, die im Jungle unserer Tage locker ihren Platz zu behaupten weiss. Mit ihrem Trio ist sie am Puls der Zeit und ihr sollte mit diesem Album der internationale Durchbruch gelingen.
"Selten hat man eine Saxophonistin mit solch immenser Kraft, zugleich aber auch von symphatischer Fragilität gesehen." (Jazz'n'More, 5 Sterne)