Do 28. Juni 2012 - 20:30 - GEMS
Wanja Slavin *Lotus Eaters*
Der 1982 in Freiburg im Breisgau geborene und mittlerweile in Berlin lebende Saxophonist, Klarinettist und Komponist Wanja Slavin spielte mit seinem Quartett *Lotus Eaters* bereits auf dem Münchner Klaviersommer, auf dem Moerser Jazzfestival und kam beim BMW Welt Jazz Award 2011 mit seiner Formation auf den zweiten Platz (hinter Nils Wogram's Root 70).
Wanja Slavin ist am Altsaxophon quirlig, mitteilsam ohne geschwätzig zu sein. Seine Linien winden sich munter, weichen allen Phrasen-Fallen aus. Auch seine Kompositionen zeigen ähnliche Stärken wie sein Spiel. Er lässt sich keine Berührungsängste vor den zeitlosen Werten des Jazz anmerken, bemüht sich aber beim Zitieren von bestimmten lyrischen Stimmungsbildern und Klangfarben-Kombinationen um frische harmonische Deutungen.
"Das Stück Accent Jazz wird vom Saxophon gehalten, getragen, wobei der Pianist Wolfgang Zechlin (im JazzClub-Konzert Rainer Böhm), der Bassist Andreas Lang und der Schlagzeuger Jan Leipnitz (im JazzClub-Konzert Tobias Backhaus) die notwendige 'Rückendeckung' bieten. Das Tempo zieht an, es wird wild, aber nie wirr. Souverän arbeitet er die Linien aus. Zechlins Piano übernimmt ebenbürtig und die beiden münden in ein grosses Zusammenspiel. In der griechischen Mythologie bescheren die 'Lotophagen' oder 'Lotusesser' der Mannschaft des Odysseus das glückselige Vergessen ihrer eigentlichen Ziele. Wenn ein junges Berliner Jazzquarett sich den Namen 'Lotus Eaters' gibt, liegt es nahe, einen Bezug zu dieser Episode zu vermuten. Vielleicht haben die vier Instrumentalisten ja die Absicht, das Publikum mit ihrer Musik in einen hypnotischen Bann zu ziehen und für eine Konzertlänge aus dem Lauf der Zeit zu entführen. Was sie spielen ist 'Deep Jazz' in der Fortführung einer Tradition, die - mit hochenergetischer Leidenschaftlichkeit ausgestattet - von dem Saxophonisten John Coltrane und - mit atmender Poesie versehen - von dem Pianisten Bill Evans begründet wurde. In eigenen Kompositionen legen die vier eine Durchdringung der musikalischen Materie und eine Virtuosität an den Tag, die Staunen macht." (Bayerischer Rundfunk - Beate Sampson)