Fr 19. Okt 2012 - 20:30 - GEMS
Michael Formanek Quartet
Zu dem New-Yorker Bassisten Michael Formanek sind ein paar Vorinformationen angebracht, da er mit *The Rub And Spare Change* erst nach 12 Jahren wieder eine eigene CD bei ECM veröffentlichte. Schon mit 18 Jahren spielte er gelegentlich mit Tony Williams Lifetime, später mit Lee Konitz, Joe Henderson, Freddie Hubbard und Stan Getz und all den heute aktiven Musikern der progressiven New-Yorker Downtown-Szene. Anfang der 90er machte er Aufnahmen unter eigenem Namen bei Enja und auf Screwgun, dem Label des Altsaxophonisten Tim Berne. Seit dieser Zeit paktiert er auch mit dem Pianisten Craig Taborn sowie dem Schlagzeuger Gerald Cleaver in diversen Gruppierungen. So war die Zusammenarbeit im Quartett irgendwie folgerichtig - durch die lange Bekanntschaft miteinander geradezu ideal.
Wer nun glaubt, auf der CD einen dominanten Bassisten zu hören, der täuscht sich. In diesem Konzeptalbum ist ihm die kompositorische Beziehung zwischen Rhythmus und Melodie viel wichtiger. Die fünf Kompositionen sind von überwiegend komplexem Aufbau, arbeiten mit mehreren Sektionen und diversen Tempi, besitzen aber meist einen definierten und durchlaufenden Rahmen, in dem und über dem Tim Berne und besonders Craig Taborn frei improvisieren können. Der rhythmische Drive und die melodische Erfindung Formaneks, der sich als Solist völlig zurückhält, scheinen sich an Ideen zu entzünden, die Charles Mingus einst entwickelte, die Formanek nun aber konsequenter verfolgt.
"Neuartig sind die wirklich kollektiven Passagen, wo alles schwebt und darunter rhythmisch sehr viel passiert. Eine faszinierende Verbindung von Errungenschaften des Freejazz und Free Bop mit Minimalismus und modernem Lyrizismus. Ein starkes ECM-Debut und seit langem eine der mutigsten ECM-Produktionen - ohne der 'edlen' Labelphilosophie untreu zu werden." (Jazz'n'More, 5 Sterne)