Fr 10. Okt 2014 - 20:30 - GEMS abgesagt
Vincent Peirani Trio
Vielleicht ist die scheinbare Unmöglichkeit, das Akkordeon fest im Jazz zu etablieren, gerade der Vorteil dieses Instruments, wenn nämlich aus der Not die Tugend des Ausweichens auf die weltmusikalische Dimension wird. Was natürlich gerade in Europa mit seiner reichhaltigen Musikkultur eine Vielzahl an Möglichkeiten eröffnet. Möglichkeiten, die der französische Akkordeonist Vincent Peirani dezidiert auslotet in seinem "univers multimusique".
Der 1980 geborene, in Paris lebende Musiker ist ein fester Bestandteil der französischen Akkordeonszene, hat bereits zahlreiche Preise gewonnen und wurde 2013 zum Jazzmusiker des Jahres in Frankreich gewählt. Die CD *Thrill Box* (ACT Music) ist sein persönliches CD-Debüt und brachte ihm 2013 den "Prix Django Reinhardt" ein. Zum Stammtrio gehören der grandiose Pianist Michael Wollny und der Bassist Michel Benita. Sein Universum steckt Peirani nicht ab als ein Drunter und Drüber beliebiger Versatzstücke, sondern in einem Bilderbogen scharfer Einzelaufnahmen aus unterschiedlichen Zeitzonen und Weltgegenden. Der Reisende ist immer derselbe, im Gepäck seine *Thrill Box*, sein Akkordeon. Das ist zu serenen Kantilenen in der Lage und zu vollen Orgelklängen, zu wild abgerissenen rhythmischen Akzenten, übermütigen Musette-Drehern und wilden Balkantänzen.
Peiranis Akkordeon ist eine ganze Welt. Umso mehr ist das Zusammenspiel mit seinem pianistischen Partner Michael Wollny zu bewundern. Die beiden kommen sich nie in die Quere, kumulieren sich gelegentlich zu rauschender Klimax, organisieren sich handkehrum in durchsichtigen Polyphonien, und in einfachen Folksongs begleitet Wollny Peirani im hohen Register wie eine Sängerin. Dazu kommt der sonore Bass von Michel Benita. Fabelhaft vielseitig, aber kein "Allesinallem" und Einerlei. Alle sind Jazzmusiker in dieser *Thrill Box". Aber keiner macht ein Aufheben davon.
"Eine in ihrer Vielseitigkeit und ihrer emotionalen Eindringlichkeit betörende Musik, lyrisch und introvertiert, dargestellt von einem Musiker, der sein Instrument technisch und klanglich vollkommen unter Kontrolle hat. Und man erlebt Michael Wollny in einem ganz neuen Kontext und gerät darüber ins Staunen, mit welchem Einfühlungsvermögen er sich auf diese musikalische Situation einlässt." (Jazzpodium)