Fr 9. Juni 2017 - 20:30 - GEMS
Émile Parisien Quartet *Spezial Snack*
Die französische Tageszeitung Le Monde schrieb über den 1982 geborenen Sopransaxophonisten "Émile Parisien ist die beste Neuigkeit des europäischen Jazz seit langem". Und der englische Guardian stellte schon 2013 fest, dass er eine grössere Bühne verdient. Besonders in Frankreich, aber auch in Deutschland ist dieser Wunsch wahr geworden. Er gewann die wichtigsten Jazzpreise seiner Heimat, den Prix Django Reinhardt 2012 und den Victoires du Jazz 2014 - jeweils als Künstler des Jahres.
Und seitdem wollen alle mit ihm spielen: Daniel Humair, mit dem er in Singen 2015 auftrat, Michael Wollny und sein langjähriger Kumpel und Wegbegleiter Vincent Peirani, um nur ein paar zu nennen. Sein eigenes Quartett, das er bereits 2010 in Singen präsentierte, besteht mittlerweile seit zwölf Jahren, und mit der CD *Spezial Snack* (nein, kein Schreibfehler) erschien 2014 sein Debüt als Leader auf dem Label ACT. Und das hat es in sich.
"Ich mag es gerne, wenn Formen explodieren", sagt er. Es sind nicht nur die Formen - seine ganze Musik ist ständig in Bewegung. Kaum meint man, hinter die Struktur, Melodie oder den Groove eines Stückes gekommen zu sein, belehren einen Emile Parisien und seine drei Mitstreiter eines Besseren - am Piano Julien Touéry, am Bass Ivan Gélugne und am Schlagzeug Sylvain Darrifourcq (im JazzClub-Konzert: Julien Loutelier).
Free Jazz ist es dennoch nicht, was man hier hört. Vielmehr das permanente Verschmelzen von Komposition und Improvisation und die grenzenlose Lust am Aufbauen und Wieder-Umwerfen von Motiven, Stimmungen, Sounds, Rhythmen und Harmonien. Und ganz klar: Das Album ist eine Ensemblearbeit - Parisien nutzt die Qualitäten seiner bestens eingespielten Truppe. Er ist einer, der seine Mitstreiter fordert, ihnen oft den Vortritt lässt, ein Interesse hat an wirklichen 'Typen', von denen jeder auch eine eigene Komposititon in seiner persönlichen Handschrift beisteuert.
Man kann sich dieser Musik vom Kopf her nähern. Dann hört man vier virtuose Musiker und einen musikalischen Variantenreichtum, der seinesgleichen sucht. Man kann sich aber auch schlicht mitreissen und immer wieder überraschen lassen - vom Einfallsreichtum dieser Band, ihrem ganz eigenen Humor, ihrer Art, musikalische Geschichten zu erzählen und ihrer überschäumenden Kreativität, Verspieltheit und Experimentierfreudigkeit. Und einen Spezial Snack geniessen, der es in sich hat: Bon Appétit!