Fr 15. Sept 2017 - 20:30 - GEMS
Norma Winstone
Am 23. September feiert sie ihren 76. Geburtstag - die grosse englische Jazzsängerin Norma Winstone. Bekannt wurde sie in den 70er-Jahren unter anderem durch die Zusammenarbeit mit ihrem damaligen Ehemann, dem Pianisten John Taylor, und dem Trompeter Kenny Wheeler im Kammerjazztrio *Azimuth*, wie auch durch Produktionen mit Mike Westbrook und Steve Swallow.
Seit über zehn Jahren arbeitet sie regelmässig mit ihrem aktuellen Trio, mit dessen Debütalbum *Distances* (ECM) sie gleich für einen Grammy nominiert wurde, nicht zuletzt dank des ebenso virtuosen wie beseelten Spiels ihrer Partner, des italienischen Pianisten Glauco Venier und des deutschen Holzbläsers Klaus Gesing. Auf ihrer bereits dritten CD für ECM *Dance Without Answers* wirft sie ihr Netz auf der Suche nach musikalischem Material weit aus. Neben neuen eigenen Songs interpretiert das Trio auch Stücke der Singer-Songwriter Nick Drake, Fred Neil und Tom Waits. Das Album wird vom Thema Abschied durchzogen wie gleichsam gestützt. Schon für den Titel Track, eigentlich ein Instrumental aus der Feder Gesings, hat Norma Winstone bittersüsse Lyrics verfasst, die am Ende ein Märchen unausgesprochener Goodbyes an die Wand malen. Das Werk endet schliesslich mit Fred Neils *Everybody's Talkin'*, einem Klassiker der Folk-Szene, bevor der Song mit dem Film *Midnight Cowboys* in Zusammenhang gebracht wurde. Zu Klaus Gesings Stück *High Places* wiederum addierte sie Verse, die von Denis Villeneuves Film *Incendies* inspiriert sind.
"Ich erzähle hier allerdings nicht die Story des Streifens", sagt sie, "sondern versuche, mit Worten seine Atmosphäre einzufangen". Viele ihrer Texte trügen cinematographische Züge, "ich neige halt dazu, sehr visuell zu denken, wenn ich meine kleinen Castings um Worte veranstalte". Begleitet werden all die symphatischen, manchmal fast gläsern erscheinenden Vokalisen auf äusserst sparsame, zuweilen gar spartanische Art und Weise.
"Die Musik auf der CD ist so angenehm zu hören, wie ein Gemälde mit hinreichend Weissraum zu betrachten ist. Jeder der Akteure, jeder Ton, jede Idee und Wendung findet mühelos genügend Raum, um sich entfalten zu können." (Jazzecho)