JazzClub Singen

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Fr 29. Juni 2018 - 20:30 - GEMS

Eva Klesse Quartett

Eva Klesse (Drums), Evgeny Ring (AltSax), Philip Frischkorn (Piano), Stefan Schönegg (Bass)

Gerade mal vier Jahre ist es her, da debütierte das Quartett der Schlagzeugerin Eva Klesse mit der CD *Xenon* und katapulierte sich in das "Obenland" des zeitgenössischen deutschen Jazz. Es gab den Echo Jazz für den Newcomer des Jahres, einen gefeierten Auftritt auf der Hauptbühne des Jazzfests Berlin und neben vielen anderen Konzerten auch eins am Jazzfestival in Münster 2017, ein wahrlich ausgewogenes Reifezeugnis der bestechenden Leipziger Band, deren Musik an Cool Jazz denken liess und diesen doch sehr unaufdringlich und noch betörender in der Gegenwart verortete.

Die zweite CD *Obenland* (Enja/Soulfood Records) schreibt nun die Erfolgsgeschichte auf zumindest gleicher Höhe fort. Der Titel ist allerdings keine selbstbewusste Anspielung auf die erreichte Position des Quartetts, sondern verweist auf Eva Klesses Rückzugsort der Kindheit: den Dachboden. Sie ist eine dynamisch dezente Bandleaderin, die mit ihren idealen Partnern einen enorm geschlossenen und wiedererkennbaren Gruppensound kreiert hat, der auf *Obenland* noch schlüssiger geworden ist. Sehr transparent ist der, schwelgerisch mit tempo- und detailscharfen Ups and Downs. Sehr eingänglich, gelegentlich mit scharfen Attacken und immer ausgewogen nuanciert ist das, so dass auch in weit gespannten Kompositionen alles nah beim Kern bleibt.

Philip Frischkorns melodisch perlendes Pianospiel integriert klassische Elemente, auch der grandiose Altsaxophonist Evgeny Ring ist ein begnadeter Melodiker, der sich zu stark Expressivem aufschwingen kann, und der Bassist Robert Lucaciu (seit kurzem Stefan Schönegg) malt mit breiter Palette vom dienenden Drive über punktgenaue Wendungen und Forcierungen hin zu wundervoll gestrichenen Passagen. Gemeinsam mit der Bandleaderin legt er einen höchst elastischen und tragfähigen Grund. Etwas Schwebendes entsteht so, etwas zwischen Kontemplation und Temposchärfe. Und eben das funktioniert deswegen so gut, weil diese Band wie ein atmender Organismus ist.

Der Spiegel fand, dass Eva Klesse zu den besten in Deutschland auf ihrem Instrument zählt, was es nun beim Jazzclub in Singen zu entdecken gilt.