Mi 7. Apr 2021 - 20:30 - GEMS abgesagt / verschoben auf 11.2.2022
Florian Weiss *Woodoism*
Mit *Refugium* legt Florian Weiss' Band *Woodoism* nun ihr zweites Album, aufgenommen in den legendären Bauer Studios in Ludwigsburg, auf dem Label Neuklang vor. Der Bandname: eine durchaus gewollte Doppelassoziation von Voodoo und Wood (= Holz), für den warmen und gleichermassen vielschichtigen Klang. Die Besetzung: mit der nur zweiköpfigen Rhythmusgruppe plus zwei Bläsern so ungewöhnlich wie reizvoll für ein Jazzquartett.
"Das Album heisst *Refugium*, weil diese Band in gewisser Weise mein musikalisches Refugium ist", so der Bandleader, der Posaunist Florian Weiss. Generell spielen die Stories hinter den Stücken eine gewichtige Rolle für ihn und seine Mitmusiker - am Altsax Linus Amstad, am Bass Valentin von Fischer und am Schlagzeug Philipp Leibundgut. Sie, die Stories, dienen der Inspiration, sozusagen als kompositorisches Kick-Off der Stücke.
In den Kammerjazz dieses Vierers ohne Tastenmann passen fragile Balladengebilde ebenso wie dynamische Swingpassagen, bluesige Abstecher und rhythmische Etüden. Florian Weiss besitzt an der Posaune die Vielseitigkeit eines Albert Mangelsdorff (auch beim Einsatz der Stimme), Linus Amstad fasziniert besonders mit seiner exquisiten Intervallsprache. Um einmal altmodische Stilbegriffe zu bemühen: Woodoism findet zwischen Cool und Free statt - also genau dort, wo der Jazz einige seiner besten, intelligentesten und vergnüglichsten Kapitel geschrieben hat.
Diese Musik lebt von den Kontrasten: Es gibt starke dynamische Sprünge, heftigen Groove neben filigraner Polyphonie, freie Entfaltung neben schönen Melodien. Im Jahr 2018 gewann die Band den schweizerischen ZKB Preis. Es wird nicht ihr letzter gewesen sein.
Die Schweizer Kritikerinstanzen Frank v. Niedernhäusern und Peter Rüedi haben sich schon enthusiastisch über die Band geäussert und meinen: unbedingt anhören! "Die Band praktiziert einen Kammerjazz, der gleichzeitig filigran und kraftvoll ist. Der junge Posaunist und seine Partner bauen subtile Polyphonien und handkehrum lassen sie es krachen. Musik, die gleichzeitig anspruchsvoll und vergnüglich ist. Vor Zeiten war das einmal ein Charakteristikum von Jazz überhaupt." (Peter Rüedi)