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Mi 6. Apr 2022 - 20:30 - GEMS

Julian Lage Trio *Love Hurts*

Julian Lage (Gitarre), Jorge Roeder (Bass), Dave King (Drums)

Der 1987 in San Francisco geborene, in New York lebende Jazzgitarrist Julian Lage ist ein Ausnahmetalent: Schon als Achtjähriger spielte er mit Musikern wie Carlos Santana, Pat Metheny, Toots Thielemans, Gary Burton und vielen anderen.

Auf seinem 2016 veröffentlichten Album *Arclight* würfelt er gekonnt Jazz, Blues, Folk und manchmal gar ein Quäntchen Pop zu einer aufregenden Melange zusammen. Seine nächste CD *Modern Lore* war "das vielleicht wichtigste Jazzgitarrenalbum seit 2015." (Jazzthetik)

Nun präsentiert er auf seiner neusten CD *Love Hurts* (alle erschienen auf Mack Avenue Records) mit dem Bassisten Jorge Roeder und dem Schlagzeuger Dave King (The Bad Plus Mitglied) Songs und neuere Jazzthemen, die man aber so - oder überhaupt als Jazzgitarren-Version - noch nicht gehört hat: *Getting Sentimental Over You*, Roy Orbinsons *Crying* und *Love Hurts* der Everly Brothers, aber auch Ornettte Colemans *Tomorrow Is The Question*, oder zwei Themen von Keith Jarrett - *Encore A* und *The Windup*.

Auch mit diesem Album ist Julian Lage wieder ein Meisterwerk gelungen. Seit Jahren wird er als Heilsbringer der Jazzgitarre gepriesen, und löst auch auf dieser CD das ganze Vorab-Lob vollständig ein. Er entpuppt sich als selbstbewusster Visionär eigener Bestimmung, der aus einer Vielzahl von Idiomen von Jazz bis Bluegrass seine originäre Sprache ableitet. Er mag das Rad nicht komplett neu erfinden, aber er erzählt Geschichten, die nur ihm allein gehören. Im Mittelpunkt steht immer der Song. Melodien - so eingängig, dass man sie jederzeit mitsingen kann. Alles Überflüssige wird weggelassen.

Und mit dem Bassisten Jorge Roeder und dem Schlagzeuger Dave King hat Lage eine Backing-Band im Rücken, die seine Lust am Fabulieren mit Routine und Erfahrung grundiert. Wo sich manch ein Gitarrist der aktuellen Szene in Selbstgefälligkeit verliert, setzt er erfreulich frische und kantige Akzente. Er gerät nicht in Versuchung, mit Virtuosität zu prahlen, sondern konzentriert sich voll auf seine packenden Melodien. Die Sanglichkeit seines Zugangs erinnert zuweilen sogar an Jim Hall, eines seiner ganz grossen Vorbilder, seinen absoluten Favoriten.