Do 9. Feb 2023 - 20:30 - GEMS
© Annika Nagel
Charlotte Greve *Lisbeth Quartett*
Eine Lisbeth (siehe Bandname) gibt es weit und breit nicht, dafür aber eine Altsaxophon spielende Charlotte Greve, die mit ihrer absolut reduzierten Geschwindigkeit den Tönen des Saxophons eine selten gekannte souveräne Ruhe gibt. Die weiteren Musiker, der Pianist Manuel Schmiedel, der Bassist Marc Muellbauer und der Schlagzeuger Moritz Baumgärtner agieren begierig, mit einem natürlichen Gefühl für Spielfluss und darüber hinaus mit viel Spielwitz.
Völlig zu Recht hat Greve im Jahr 2022 den Deutschen Jazzpreis als Künstlerin des Jahres bekommen. Auf welchem Niveau ihre älteste und beständigste Band, das *Lisbeth Quartett*, mittlerweile angekommen ist, beweist deren neues Album *Release* auf dem Schweizer Label 'Intakt'.
Auf neun vorwiegend neuen Stücken spielen sie auf so traumwandlerische Art und Weise zusammen, dass es eine Lust ist, ihnen zuzuhören. Der Duktus ist dabei vornehmlich sanft, obwohl auch einige Stücke dabei sind, die man eindeutig nicht als Balladen einordnen kann. Mit *Arrow* zum Beispiel hat Greve einen Song in schnellerem Tempo geschrieben, und auch den verwandelt das Quartett in pure Magie. Andere Songs sind von der Natur inspiriert, wie etwa *Bayou* von den Sümpfen Louisianas - hier spielt die Band mit kantigen, freien Einflüssen - oder *Le Mistral*, ein Song, der trotz seiner Düsterkeit aufbauend wirkt. Mit dem Titeltrack schliesslich offenbart das Lisbeth Quartett seine ganze Klasse: Greves weicher Saxophonton scheint aus dem Nichts zu kommen und verbindet sich mit dem tänzelnden Schlagzeugstil Baumgärtners, während Schmiedels sanfter Anschlag viel tiefe Gelassenheit verbreitet und Mühlbauers dezente, aber bestimmte Basstöne den Sound der Band sicher auf dem Boden verankern.
"Zwölf Jahre sind eine lange Zeit und die Spanne tausender Momente, die sie miteinander geteilt haben, hat sie dorthin gebracht, wo sie heute stehen: als Einheit zu arbeiten, neue Musik in dieser postmodernen Ära zu erschaffen und ihr Vermächtnis als führende Band in der internationalen Jazzlandschaft weiterzuführen. Jazzmusikalische Kammermusik in höchster Vollendung, die immense lyrische Qualitäten mit spiritueller Innigkeit stupend zu verbinden versteht. In dieser Musik, so scheint es, sitzt jede Note an der richtigen Stelle. Kein Ton scheint verschwendet, alles hat seine Bedeutung und trotzdem wirkt nichts akademisch abstrakt, sondern erstrahlt in wohltuender Wärme und Leichtigkeit." (Jazzpodium)