Do 21. Sept 2023 - 20:30 - GEMS
© Lukas Diller
Monika Roscher Bigband *Witchy Activities And The Maple Death*
"Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik", verkündete dereinst Helge Schneider. Und wie so oft hatte er recht. Die fränkische Gitarristin, Sängerin und Komponistin Monika Roscher denkt da sicher ähnlich. Seit ungefähr einer Dekade musiziert sie gemeinsam mit ihrer Big Band jenseits greifbarer Genregrenzen.
Mit ihrem dritten Album auf dem Label Enja *Witchy Activities And The Maple Death* veröffentlicht sie ein Werk, das nicht nur in Jazzkreisen für Furore sorgen dürfte. Von unbändiger Experimentierwut getrieben, legt sie die Latte für alles, was noch kommen wird, verdammt hoch. Schon die ersten Takte von *8 Prinzessinnen* geben die Marschrichtung vor. Vielmehr: Sie preschen drauflos, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Bald überlagern sich mehrere Rhythmen, während Blasinstrumente und Gitarre um die melodische Vorherrschaft ringen. Dazu singt Monika Roscher entrückte Verse über Königstöchter in Lebensnot.
Wer sich vor Takt- und Tempowechseln nicht scheut, wird mit einem wilden Ritt durch alle möglichen musikalischen Gefilde belohnt. Sogar eine waschechte Break-Beat-Passage darf bestaunt werden. Die emotionale Bandbreite des Dargebotenen ist beeindruckend. *Firebird* irrlichtert beispielsweise zwischen wilden Instrumentalpassagen und zurückgenommenen Gesangseinlagen hin und her, bevor am Ende das Gaspedal durchgetreten wird. *A Taste Of The Apocalypse* erinnert hingegen mit seinen schimmernden Moll-Akkorden an die goldene Ära der James Bond Titelsongs.
Allerdings ist Roscher keine Shirley Bassey, ihr stimmlicher Auftritt bleibt stets distanziert und kühl, wodurch ein spannender Gegensatz zur überschwänglichen Musik entsteht. So ein bisschen unfassbar ist das alles ja schon. Woher sie all diese Ideen nimmt, wie unglaublich präzise ihre Band agiert, wie vielschichtig die Produktion klingt. Selbst zunächst eher unscheinbare Verschnaufpausen wie *The Leading Expert Of Loneliness* warten mit überraschenden Wendungen sowie einem schlicht wunderschönen Trompetensolo auf. Gleichzeitig gibt es Songs wie *Unbewegte Sternenmeere*, das derart weit draussen schippert, dass man ein Fernrohr braucht, um alle Details zu entdecken, oder *Creatures Of Dawn*, das klingt, als hätte ein ganzer Zirkus vor der Vorstellung die richtigen Drogen konsumiert.
Es hilft alles nichts: Das hier ist ein Meisterwerk! Nicht weniger! Das Schweizer Jazzmagazin Jazz'n'More vergab 5 Sterne!
Mit freundlicher Unterstützung Kulturzentrum Gems