Mi 23. Okt 2024 - 20:30 - GEMS
© Lauren Desberg
Joel Ross *Good Vibes* Quintet *Nublues*
Der Blues - für manche eine zwölftaktige musikalische Form, für andere schlicht ein Gefühl. Joel Ross, Vibraphonist aus Chicago, hat sich zu Beginn der Corona-Pandemie näher mit dem Phänomen Blues beschäftigt und ist tief in die Geschichte des Genres eingetaucht.
Für sein neues Album *Nublues* (Blue Note Records) hat sich der 28jährige Musiker mit seinen Kollegen an eine moderne Auslegung des Blues gemacht und dafür sieben neue Stücke geschrieben. Um der Jazzgeschichte Tribut zu zollen, hat er ausserdem zwei Klassiker von John Coltrane und einen von Thelonious Monk noch einmal neu interpretiert.
Mit dabei sind die Saxophonistin Maria Grand, der Pianist Jeremy Corren, die Bassistin Kanoa Mendenhall und der Drummer Jeremy Dutton. Auf allen zehn Stücken des Albums intensivieren die Musiker ihren Sinn für den Blues und die Melodie, während sie den Geist des modernen, urbanen Lebens reflektieren.
Der Ausnahmevibraphonist Joel Ross zeigt, was alles in dem Oberthema Blues und Balladen stecken kann. Sein geschlossener Reigen enthält mal versunken-meditativ im Rubato treibende Passagen, Aufwühlendes, Angedüstertes, eindringlich-hymnische Melodien, die das musikalische Geschehen beseelen, wildes Austreiben, prächtig swingende Sequenzen. Joel Ross zeigt hier, dass er nicht erst auf *Nublues* sowohl als Instrumentalist als auch als Komponist einen ganz eigenen Ton gefunden hat. Auch als Interpret fremden Materials ist er eine Wucht - umwerfend ist seine Fassung von Monks *Evidence*. Ein Album von klassischer Statur, das aber den Jazzgedanken zeitgemäss am Leben hält.
Sein Konzert beim Jazzclub im November 2022, damals allerdings ohne Maria Grand, wird für alle, die da waren, unvergesslich bleiben. Und dieses Mal wird es wieder genauso sein.