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Mi 14. Okt 1998 - 20:30 Uhr - GEMS
MIKHAIL ALPERIN's *Moscow Art Trio*
MIKHAIL ALPERIN (Piano/Melodica/Vocals), ARKADY SHILKLOPER (FrenchHorn/Vocals), SERGEY STAROSTIN (Clarinet/FolkReeds/Vocals)
Russisch bis in die Zehenspitzen, jazzig bis zum Haaransatz, folkig im Blut und kammermusikalisch-neutönerisch in den Hirnwindungen. Es sind märchenhafte, gleichzeitig angenehm vertraute und seltsam fremde Klangbilder, die der bessarabische Komponist und Pianospieler MIKHAIL ALPERIN entwirft. Im Trio mit dem virtuosen, gläsern intonierenden Waldhornspieler und Ex-Mitglied des Bolschoi-Orchesters ARKADY SHILKLOPER und dem stimmgewaltigen Sänger SERGEJ SAROSTIN entsteht beseelte Musik - erregend, ausgelassen, gelegentlich ironisch neckend oder theatralisch verspielt. Weltmusik voller Zauber und Flair. Als MOSCOW ART TRIO trumpfen die drei mit einem einzigartigen Mix aus Folklore, Neuer Musik und Jazz auf. Das tönt schräg, virtuos, humorvoll, manchmal überkandidelt und macht Spass.
Dixie-Dilettanten, Swing-Simulanten, Bebop-Banausen, Free-Faker - die Urteile über das Gros osteuropäischer Jazzer sind hart. Wahrscheinlich aber auch gerecht. Denn wer sich nur im Kopieren anderer Kulturen erschöpft, besitzt ganz offenbar wenig Zutrauen in die eigene Originalität. Kluge Vertreter der Zunft haben dies längst erkannt und den Begriff 'Moderne Musik' mit Hilfe ihres Erbgutes definiert. Jazz bildet für Alperin und seine beiden Kumpanen zweifellos die Basis.
Doch so konsequent wie das Moscow Art Trio hat noch niemand zuvor Folklore- und Klassikelemente in Bluesformen verwoben. Wenn die drei augenzwinkernd Grenzen niederreissen, wirkt dies nie konstruiert, sondern spontan, aufregend und irgendwie immer klug. Ihre Offensive aus Minimalismus, Volksliedern, jiddischen Weisen, Dorftratsch und unverschämt penetrant retardierenden Pianopatterns sorgt endlich für frischwürzigen Wind im europäischen Jazzeinerlei.
"Den Höhepunkt bei den Jazztagen im Theaterhaus Stuttgart 1997 haben die Besucher mit dem grandiosen *Moscow-Art-Trio* erlebt. Sie leben Musik und diese ist höchst interessant, virtuos und zugleich gepflegt. Die Stücke wären auch bierernst gespielt ein Hochgenuss gewesen. Doch auf Museumsathmosphäre hatten die drei Musiker keine Lust. Mit Glöckchen wurden imaginäre Lämmer und Kälber angelockt, ein Streit über die richtigen Notenblätter kulminierte in einem A-Cappella-Stück der besonderen Art, und wie sich Alperin mit einer kleinen Melodie gegen alle Widerstände seinen höchst amüsanten Weg bahnte, das hatte clownesken Charme. Die Folge: Euphorische Beifallsstürme für Folk-Jazz, der zum Glück in keine Schublade passt." (Schwäbische Donauzeitung)