JA
CL
ZZ
UB
SINGEN
Fr 7. März 1997 - 20:30 Uhr - GEMS
SHEILA JORDAN & CHRISTIAN STOCK Trio
SHEILA JORDAN (Vocals), CHRISTIAN STOCK (Bass), DOUG BICKEL (Piano), WALTER BITTNER (Drums)
Charlie Parker bescheinigte der damals nur Insidern bekannten Sängerin 'million dollar ears', und George Russell erklärte: "Von SHEILA JORDAN habe ich das Beste gehört, was es im Jazzgesang seit Billie Holiday gibt." Aber erst Ende der siebziger Jahre erfuhr Sheila Jordan, die ihre instrumentale Stimmführung als Morse-Code und sich selbst als Weiterführerin des Parker-Erbes bezeichnete, im Ansatz die ihr gebührende Anerkennung als eine der kreativsten Improvisatorinnen der Jazzgeschichte.
Charlie Parker wurde ihr musikalischer Guru. Von ihm lernte die am 18.11.1928 in Detroit geborene Sängerin ihr harmonisches Gespür. "Mir wurde seine Musik so vertraut, dass ich die Worte einfach dazu sang. Ich hörte, wenn er eine Bridge reharmonisierte, oder wenn er Akkorde alterierte."
Das Jazz Podium schreibt über sie: "Sheila Jordans intime, ausdrucksstarke, manchmal zarte, manchmal kräftige Stimme voll Eleganz, Intonationssicherheit, Zeitgefühl und variabler Kreativität zählt mit Sicherheit zu den 'reinsten' Voices der traditionellen Moderne - auffällig auch ihr eminentes Talent für den Blues."
Nach Singen kommt sie mit einem seit Jahren eingespielten Trio, mit dem sie schon oft zusammengearbeitet hat. Am Bass Christian Stock, am Piano Doug Bickel und am Schlagzeug Walter Bittner. Mitmusiker, die tatsächlich Begleitung im klassischen Sinne sind. Sie erledigen ihre Aufgabe nüchtern, geschmackvoll und zurückhaltend.
Die Kritik der Zeitschrift Jazzthetik über ihre Platte *Portrait of Sheila* möchten wir hier ungekürzt wiedergeben: "Die Platte steht einzig da im Blue Note Sortiment. Alfred Lion (Blue-Note-Besitzer) hat ausser Sheila Jordan keinen zweiten Sangessolisten aufgenommen. Wozu auch, Sheila Jordan und Billie Holiday sind der Jazzgesang, basta. Die CD ist DIE Platte der Typistin, die den Gesang befreit und auf der die Stimme instrumental benutzt und emanzipiert wird. Sie ist von Charlie Parker beeinflusst; ihre Phrasierung, ihr Timing, die Art, wie sie die Melodie verlässt und mit erstaunlicher Kontrolle über Tonhöhe, flüssige, saxophonische Linien singt, verhält sich zu anderen Sängern wie Charlie Parker zu David Sanborn. Ihre Stimmungen reichen selbstverständlich von melancholischem Lyrizismus bis zu kindlich-überschäumendem Singspiel. Sheila Jordan, mir bleibt nur der Griff nach der grossen Pathostube und ich drücke sie beherzt, setzt sich zweifellos eine feste Nische in der Jazzgeschichte mit dieser Aufnahme. Die Platte ist ein Klassiker."