So 16. März 1997 - Matinée 11:00 Uhr - GEMS GABRIELE HASLER & ROGER HANSCHEL GABRIELE HASLER (Stimme),
ROGER HANSCHEL (Saxophon) Den Versuch einer Symbiose von Lyrik und Jazz unternahm der Publizist Joachim Ernst
Berendt bereits Ende der Fünfziger, als er mit der Musik von Brubeck Gedichte von
Gottfried Benn untermalen liess. Ein bisschen unbeholfen klang es, und nicht sehr
symbiotisch - aber für damalige Zeit revolutionär. Mit der Produktion *GO IN GREEN* des
Duos GABRIELE HASLER (Stimme) und ROGER HANSCHEL (Saxophone)auf dem Kölner Label
Jazzhausmusik ist dieses Experiment ohne jeden Einwand geglückt. Erneuerung ist nicht nur
Sache der Jazzmusik, auch in Literatur und Sprache gab es Revolutionäres. Gertrude Stein
(1874-1946) zählt zu jenen, die Anfang des Jahrhunderts begannen, die moderne Literatur
mit ihren sprachlichen Experimenten nicht nur anzuregen, sondern regelrecht umzukrempeln.
Kristallisationspunkte für die Kompositionen von Gabriele Hasler und Roger Hanschel sind
Gedichte von Gertrude Stein (Bee Time, and other Pieces; Arche Verlag). Die bizarre
Klanglichkeit der Steinschen Texte ('Kompositionen') führt zu einer sehr klar
strukturierten harmonischen Musik, 'Lieder' im besten zeitgenössischen Sinne. Stimme und
Saxophon, das bedeutet zwei lineare Instrumente fügen sich zusammen zu einem filigranen
kammermusikalischen Ensemble, Stimme und Saxophon bedeutet auch, beide übernehmen
gleichberechtigt die Verantwortung für Groove und Harmonik, für Melodie und
Improvisation, für Sound und Dynamik. Es ist kein Wunder, dass bei aller rhythmischen und
tonalen Komplexität der Eindruck der Leichtfüssigkeit entsteht. Dafür ist nicht zuletzt
die Bühnenpräsenz des Duos verantwortlich, die G. Hasler schon mehrmals mit eigenen
Projekten und R. Hanschel mit der Kölner Saxophon Mafia bei uns unter Beweis gestellt
haben. |