 Fr 15. Dez 2006 - 20:30 Uhr - GEMS MARC COPLAND & DAVE LIEBMAN MARC COPLAND (Piano),
DAVE LIEBMAN (Tenor/Sopr.Sax) Das
Schönste von Zweien zu sagen: Ein Dritter würde nicht stören, aber
vermisst wird er nicht. Die Kunst des Duos ähnele dem eines
Liebesaktes, schrieb Joachim-Ernst Berendt und lobte die "intensive
menschliche Beziehung als Grundvoraussetzung künstlerischen
improvisatorischen Duo-Spiels". Von Seelenverwandtschaften liest man
oft und vom harmonischen Refugium, das Zwiegespräch als Metapher darf
nicht fehlen und der Gedanke des musikalischen Voyeurismus. Man ist
also gewappnet, wenn das nächste Duo naht, und doch verschlägt es
einem unerwartet die Vergleiche, man hört einfach zu. Das DAVE
LIEBMAN - MARC COPLAND DUO existiert erst seit ein paar Jahren,
spielt, als habe es alle Zeiten der Welt, und platzt doch vor
Neugierde auf alles, was die beiden in den letzten Jahrzehnten
gemeinsam versäumt haben. Da erfüllen sie Standards wie *In Your Own
Sweet Way*, Kompositionen wie *Blue In Green* und *Maiden Voyage*, *Cry
Want* von Jimmy Giuffre oder eine tanzende Melodie wie *Bookends*, die
ihrer Doppel-CD auf HatOlogy den Namen gibt. Sie haben lange
gebraucht, um sich zu finden: MARC COPLAND (geboren 1948,
Philadelphia) sowie DAVID LIEBMAN (geboren 1946, Brooklyn) der bei
Miles Davis auf Klassikern wie *On the Corner* und *Get Up With It*
den Saxophonpart übernahm und seit 25 Jahren das Privileg geniesst,
sein eigener Kosmos zu sein, von Kollegen ebenso bewundert wie vom
Publikum oft übersehen. Er spielt auf komplizierte Weise ganz
einfach, als stülpe er sein grosses Vorbild John Coltrane nach innen,
als wende er dessen Intensität gegen sich selbst. *WTC* nennt er
seine Hommage an New Yorks implodiertes Symbol - weit entfernt vom
Betroffenheitskitsch anderer Jazzgrössen wie z.B. C. Haden - und dann
bleibt am Ende eine Saxophoncoda, die nach innen geht, als sauge er
den Schrei in sich hinein. Ideal dazu Marc Coplands sparsames
Klavierspiel, das Töne und Akkorde als Wegmarken setzt, den Raum
absteckt und die Atempausen vorgibt. "Unter den hundert CDs, die man
im Falle von Feuersbrunst und anderen Tiefschlägen als musikalische
Notration eingepackt haben sollte, werden diese beiden CDs sicherlich
stehen." (Die Zeit) |